Interview mit Kjell Holm, Kapitän der Mein Schiff 5

Kreuzfahrt-Kapitäne genießen eine hohe Anerkennung. Sie tragen viel Verantwortung und sind die Chefs an Bord. Kjell Holm fährt seit über 50 Jahren zur See und steuert nun mit der Mein Schiff 5 das neue Flottenmitglied von TUI Cruises, welches am 15. Juli vor Travemünde getauft wird. Trotz der langjährigen Routine birgt ein neues Schiff auch immer neue Herausforderungen. Im Interview erzählt Holm von seinen Erfahrungen als Kapitän und dem neuen Schiff.

Herr Holm, wie ist es dazu gekommen, dass sie Kapitän geworden sind und was ist das Besondere daran auf einem Kreuzfahrtschiff zu sein? 

Ich bin am Meer aufgewachsen und war auf dem Segelboot bevor ich laufen konnte. Auch nach 50 Jahren Seefahrt begeistert mich das Meer und ich merke, dass ein ganzes Leben nicht ausreicht, um diesen wunderschönen Planeten mit all seinen Facetten kennenzulernen. Neben der Steuerung des Schiffes bin ich auch für viele Menschen an Bord verantwortlich. Und dieser Umgang mit Menschen macht meinen Job so besonders. An Bord eines Schiffes zu arbeiten ist eine große Erfahrung, bei der man viel über sich und andere lernt. Denn wir arbeiten nicht nur zusammen, sondern leben zusammen. Und im Mittelpunkt all unseres Handelns steht natürlich der Gast. 

Seit 2009 sorgen Sie bei TUI Cruises dafür, dass die Gäste jederzeit sicher von Hafen zu Hafen kommen. Sie sind der erste Kapitän von TUI Cruises und kennen somit alle bisherigen Schiffe. Was zeichnet die Mein Schiff 5 ihrer Meinung nach gegenüber seinen Vorgängern aus?

Die Mein Schiff 5 läuft wie die anderen Neubauten von TUI Cruises sehr vibrationsarm, das ist natürlich für die Gäste sehr angenehm. Auch sonst ist das neue Schiff technisch auf dem allerneuesten Stand, das macht sich besonders bei der Umweltbilanz bemerkbar.

Sie haben es gerade selber angesprochen: TUI setzt sich sehr stark für Nachhaltigkeit ein – wie sind Sie mit der Mein Schiff 5 hier aufgestellt?

Beim Umweltschutz setzt TUI Cruises auch bei der Mein Schiff 5 Standards: Wie die anderen Neubauten verbraucht auch dieses Schiff gegenüber Kreuzfahrtschiffen vergleichbarer Größe 30 Prozent weniger Energie und damit 30 Prozent weniger Treibstoff. Das Abgasnachbehandlungssystem – eine Kombination aus Entschwefelungsanlage und Katalysatoren – minimiert zudem die Schiffsemissionen der Mein Schiff 5 signifikant: Schwefelemissionen werden so um circa 99 Prozent und Stickoxidemissionen um rund 75 Prozent gesenkt.

Die Mein Schiff 5 ist der dritte Neubau in drei Jahren. Im Juni wurde das neue Schiff von der Turku Werft an TUI Cruises übergeben – kehrt da langsam eine Art Routine ein? Was ist der spannendste Moment für Sie? 

Schon Monate vorher gehen wir als Team an Bord und begleiten den Entstehungsprozess. Einem Schiff beim Wachsen zuzusehen ist sehr besonders und unterscheidet sich von der normalen Kapitänstätigkeit. Wir müssen sicherstellen, dass alles nach Plan läuft und keine technischen Fehler geschehen. Für mich als Nautiker sind das erste Auslaufen und die Tests der Maschinen auf der ersten Übungsfahrt große Momente.

Wie bereits beim Neubau der Mein Schiff 3 und Mein Schiff 4 waren sie beim fünften Schiff maßgeblich an der Planung beteiligt. Wie viel Kjell Holm steckt in dem neuen Schiff?

Die Brücke auf allen Neubauten ist nach meinem Entwurf gestaltet wie ein Cockpit und ein Produkt vieler Jahre Erfahrung. Teamwork auf der Brücke spielt eine wichtige Rolle: Beispielsweise sind die vier Sitze des Cockpits ergonomisch gestaltet, damit die diensthabenden Offiziere bequem sitzen und so für ihre verschiedenen Aufgaben bestens vorbereitet sind. Von den steuernden Sitzen aus hat man einen 210 Grad-Rundumblick, um alles im Blick zu behalten ohne sich bewegen zu müssen. All dies ermöglicht die volle Konzentration für eine reibungslose Fahrt und unterstützt dabei, Gefahren frühzeitig zu erkennen und Zwischenfälle zu vermeiden.

Als Kreuzfahrtkapitän haben Sie sicherlich schon viel von der Welt und vor allem von den Meeren gesehen – welche Route steht noch auf Ihrer persönlichen Wunschliste oder haben Sie Ihre Traumroute bereits bereist?

Diese Frage wird mir oft gestellt und immer antworte ich: Jede Route hat ihren eigenen Charme. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, mag ich die norwegischen Fjorde bei gutem Wetter besonders. Und dann gibt es noch eine Region, die ich sehr liebe, und das ist Südostasien. Die Kultur, das Essen, die freundlichen Menschen und das gute Wetter. Am liebsten würde ich wieder auf die Mein Schiff 1 gehen und dort die Asien-Route fahren.