Interview mit Friedrich Joussen zur Taufe der Mein Schiff 5

Herr Joussen, heute Abend wird in Travemünde die „Mein Schiff 5“ getauft. Mit der Indienststellung wächst die Kreuzfahrtflotte der TUI Group auf 14 Schiffe an. Welche Rolle spielt das Kreuzfahrtgeschäft für den Konzern?

Kreuzfahrten sind ein großer Zukunftsmarkt für die TUI. Neben den Hotels sind die Kreuzfahrten unsere wichtigste Wachstumssparte. Beide Bereiche werden bereits in wenigen Jahren gut die Hälfte unseres Konzern-Ergebnisses ausmachen. Wir wachsen und investieren in diesen beiden Feldern massiv. 

Bekannt ist die TUI vielen als Reiseveranstalter und Händler von Reisen. 2014 nach der Übernahme der britischen TUI  wurde die Transformation ‎zum integrierten Touristik-Konzern eingeleitet. Wo steht die TUI?

Wir sind heute der weltweit führende Touristik-Konzern mit rund 300 eigenen Hotels und Clubs, drei Kreuzfahrt-Reedereien und sechs Fluggesellschaften mit rund 140 Flugzeugen. Wir sind in der Transformation vom Händler von Reisen zu einem Konzern, der seine Produkte und Services selbst entwickelt. Bei uns sind das Hotels, die wir bauen und betreiben oder moderne Kreuzfahrtschiffe. Wenn Sie die Mein Schiff 5 heute sehen, dann stecken in ihr die Kompetenz und das Serviceverständnis unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Schiffe werden für uns bei der Meier-Werft in Turku gebaut. Das heißt nach unseren Vorstellungen. Jedes Schiff ist eine Investition von einer halben Milliarde Euro. Im Kern werden wir mehr und mehr ein Hotel- und Kreuzfahrtkonzern mit einem direkt kontrollierten Marktzugang - das sind unsere Veranstalter und Reisebüros.

Sie wollen im Kreuzfahrtbereich also Ihr Wachstumstempo hochhalten?

Ja, absolut. Bis 2019 werden wir jedes Jahr mindestens ein neues Schiff bekommen. Die Mein Schiff 6 befindet sich bereits im Bau und wird nächstes Jahr Turku verlassen und an uns ausgeliefert. Die Mein Schiff 7 und 8 folgen dann in den Jahren 2018 und 2019. Bei TUI Cruises stehen die Zeichen also auf Wachstum. Zusätzlich haben wir bei unserer britischen Tochtergesellschaft Thomson Cruises die Modernisierung der Flotte eingeleitet und gerade im Juni im Hafen von Palma ein weiteres Schiff in die Flotte aufgenommen. Auch im englischen Markt sehe ich gute Perspektiven. Darüber hinaus gehört mit Hapag-Lloyd Cruises die führende Reederei im Luxus- und Expeditions-Segment zum TUI-Konzern.

Was macht Hapag-Lloyd so besonders?

Hapag-Lloyd ist der Erfinder der modernen Kreuzfahrt. Unsere Hamburger Tochter feiert in diesem Jahr ihr 125jähriges Bestehen. Heute besitzen wir mit der MS EUROPA und der MS EUROPA 2 die besten Kreuzfahrtschiffe der Welt im Luxussegment. Beide wurden wiederholt ausgezeichnet. Wir setzen also Standards, sei es bei den Luxus- und Expeditionskreuzfahrten oder auf der Mein-Schiff‎-Flotte.

Befürchten Sie keine Marktsättigung?

Nein, die Europäer haben viel später als die Amerikaner die Kreuzfahrt entdeckt. Und lange sprach diese Form des Reisens vor allem ältere Menschen an. Das ändert sich, immer mehr Familien und auch jüngere Menschen entdecken die Kreuzfahrt. Es sind moderne Städtereisen, wo man in acht oder 14 Tagen die Chance hat, mehrere Länder zu erkunden. Das ist extrem komfortabel, moderne Kreuzfahrtschiffe sind Hotels auf See mit Sport-, Wellness-  und Freizeitangeboten. Die Kreuzfahrt spricht auch dadurch heute eine breite Zielgruppe an und ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. ‎ Auch steigen die verfügbare Zeit und das verfügbare Einkommen der Menschen.

Wie unterscheidet sich die Kreuzfahrt in den USA und in Europa?

In den USA sind die Schiffe das Ereignis. Sie sind schwimmende Freizeit- und Erlebnisparks. Eigentlich brauchen Sie dort einen Roboter, der Cocktails mixt und serviert... - In Europa sind die Fahrtroute sehr wichtig, Länder und Städte und natürlich das Ausflugsprogramm. 

Haben Sie selbst schon einmal Ihr erfolgreiches Produkt getestet?

Ja, ich kenne unsere Schiffe - auch als Gast an Bord. Ich kenne aber auch die Phase bevor Gäste an Bord kommen, die Entstehung eines Schiffes. Wenn Sie auf der Werft in Turku stehen, dann wissen Sie, wie viel Details wichtig sind, um immer wieder etwas Besonderes entstehen zu lassen. Wie viel Zeit wir uns nehmen, die Wünsche unserer Kunden in den Bau neuer Schiffe einfließen zu lassen. ‎Neben dem Service an Bord sehe ich hier eines unserer Erfolgsgeheimnisse bei der „Mein Schiff“-Flotte. Ich hoffe, das setzt sich mit der „Mein Schiff 5“ fort.