In der alten Kaiserstadt Huê´ verloren viele Familien ihr Zuhause am Fluss – und damit auch ihren Arbeitsplatz. Ein vielschichtiges Programm der TUI Care Foundation weist den Betroffenen den Weg in eine neue berufliche Zukunft: Die Jugendlichen machen ihre Ausbildung in der TUI Academy – und ihre Eltern finden sich in Gruppen zusammen, um zu investieren und zu gründen.

In Huê´ lebten viele Familien von kleinen Marktständen. Das Programm der TUI Academy fördert junge Menschen und ermöglicht ihnen mit einer Ausbildung den Start in ein selbstbestimmtes Leben.

Es gehört viel Geschick dazu, die marinierten und gegrillten Hähnchenfilets in einem engen Bambusrohr anzurichten, zumal die Verteilung der Gewürze mindestens so wichtig ist wie die Zubereitung des Fleischs. Koriander, Zitronengras und Anis – auf die Balance kommt es an. Thien ist mit seiner Arbeit zufrieden. Er zeigt sie dem Chefkoch, der wie immer zunächst kritisch guckt, dann aber nickt. Thien gibt das Gericht an seine Kollegin Hoa weiter. Die junge Frau im leuchtend grünen Gewand lächelt und bringt es zu den Gästen an dem großen runden Tisch, der direkt neben dem Springbrunnen im Garten des Restaurants steht. Hoa weiß, was sie erwartet: Vielstimmige „Aah“- und „Ooh“-Laute, denn die Gäste im Restaurant TRE lieben den verführerischen Geruch und Anblick der Spezialität des Hauses.

„Tre“ ist das vietnamesische Wort für Bambus, die Nationalpflanze Vietnams. Sie prägt nicht nur dieses Gericht, sondern auch das gesamte Ambiente des Restaurants, das mit seinen Gärten, kleinen Teichen und dem Springbrunnen wie eine Oase wirkt. Erst vor kurzem hat das Restaurant eröffnet, schon jetzt zählt es zu den besten Adressen der Stadt in Zentralvietnam. Die Bewertungen des TRE sind herausragend, die Gäste sind sich einig: Essen, Atmosphäre, Service – alles nahezu perfekt. Was auch an jungen Mitarbeitern wie Hoa und Thien liegt. Die beiden hospitieren im TRE als Teilnehmer der TUI Academy Vietnam, einem Programm, das die TUI Care Foundation gemeinsam mit Plan International für junge Menschen aus Huê´entwickelt hat.

»Jede Erfolgsstory motiviert andere Jugendliche – so ergeben sich echte Veränderungen in der Gesellschaft.«

Thomas Ellerbeck, Vorsitzender des Board of Trustees der TUI Care Foundation

Das Restaurant am Parfümfluss hat sich schon nach wenigen Wochen zu einem Lieblingslokal für Freunde der Küche Vietnams entwickelt.

Hinter dem Projekt steckt eine Geschichte, die von urbanem Wandel und neuen Chancen erzählt. Wie in vielen Städten weltweit bildete auch in Huê´ jahrhundertelang ein Fluss die Lebensader für die ganze Region. Hier, direkt am Ufer des Südchinesischen Meers, lebten die Händler, Fischer und Fährleute vom Parfümfluss, der seinen ungewöhnlichen Namen vom süßen Duft der Edelhölzer erhielt, die hier früher verschifft wurden. Mehrere tausend Familien siedelten auf Hausbooten oder Hütten direkt am Ufer. Sie kamen nur mit harter Arbeit über die Runden. Die Kinder besuchten keine Schule, halfen stattdessen, den gefangenen Fisch zu verarbeiten oder ihn als Snack zu verkaufen – bis sich das Leben der Familien vor rund zehn Jahren einschneidend veränderte.

Huê´ hat sich seitdem zu einer modernen und zugleich historischen Stadt entwickelt, die immer mehr auf Bildung und Tourismus setzt. Die Uni lockt viele junge Menschen – und die Besucher aus aller Welt lieben das Flair der alten vietnamesischen Kaiserstadt, in deren Mitte die alte Zitadelle mitsamt ihrer Verbotenen Stadt thront, die seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Viele Einwohner profitieren von den steigenden Gästezahlen, doch für die Fischerfamilien vom Parfümfluss begann eine neue Lebensphase, in der die alten beruflichen Modelle nicht mehr funktionieren: Vor einigen Jahren wurden die Hausboote und Hütten geräumt, die Familien zogen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in moderne Wohnungen am Stadtrand. Doch die schwierigen Lebensumstände zogen mit.

Die jungen Menschen tragen das vermittelte Wissen weiter und werden damit zu Multiplikatoren des Programms.

Innerhalb kürzester Zeit mussten sich die Familien mit einer wichtigen Frage auseinandersetzen: In welche Richtung sollte ihre Zukunft gehen? Einen Baustein dazu liefert die TUI Academy Vietnam, die benachteiligten jungen Menschen und ihren Familien in Huê´ eine Perspektive gibt. „Der wichtigste Hebel für die Entwicklung Jugendlicher ist die Bildung“, sagt Thomas Ellerbeck, Vorsitzender des Board of Trustees der TUI Care Foundation, und ergänzt: „Das immense Potenzial der jungen Generation kann in vielen Teilen der Welt aufgrund mangelnder Bildungschancen aber gar nicht genutzt werden. Mit der TUI-Academy-Initiative unterstützen wir deswegen junge Frauen und Männer, in eine selbstbestimmte Zukunft zu starten und die Chancen des wachsenden Tourismussektors zu nutzen. Wie in der Dominikanischen Republik, auf Sansibar und in Namibia unterstützen wir auch in Vietnam diejenigen, die sonst nicht die Chance hätten, eine Ausbildung zu beginnen.“

Viele Jugendliche aus den neuen Siedlungen haben keinen Schulabschluss, können deswegen keine Berufsausbildung absolvieren – ihnen drohen Arbeitslosigkeit und ein Leben in Armut. Die Stiftung entwickelte eine Idee, die auf den Fähigkeiten der jungen Leute aufbaut und sie professionalisiert und fördert. Denn es ist ja nicht so, dass die jungen Menschen bislang noch nichts geleistet hätten: Viele haben sich in den winzigen Familienbetrieben am Parfümfluss bereits als Verkäufer oder Küchenhilfen bewährt. Sie haben im Kleinen erlebt, wie sie Kunden gewinnen können, was eine gute Dienstleistung auszeichnet und wie Märkte funktionieren.

Im Restaurant TRE lernen junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien die Arbeit im Service und in der Küche kennen.

Das Restaurant TRE ist das Aushängeschild des Job-Trainings der TUI Academy Vietnam, an dem 350 Jugendliche teilnehmen. Der Einfluss des Programms ist in Huê´ aber auch in anderen Branchen sichtbar. Die jungen Frauen und Männer lernen in Foodtrucks, Frisörsalons oder Make-up-Studios, sammeln Geschäftserfahrungen, verbessern ihr Handwerk, üben sich im Gespräch mit den Kunden. Zudem besuchen sie Kurse, in denen sie Wissen über Themen wie Tourismus und Gastronomie vermittelt bekommen. „Es ist großartig zu sehen, wie unser Programm Huê´ verändert, wie selbstbewusst sich die jungen Menschen zeigen und ihre Chancen suchen“, erzählt Thomas Ellerbeck. „Jede Erfolgsstory wiederum motiviert andere Jugendliche – so ergeben sich echte Veränderungen in der Gesellschaft.“ Da ist zum Beispiel Ly, die am Projekt teilgenommen hat. „Ich kann meine Familie nun finanziell unterstützen und habe den Mut, auch anderen Kindern aus meiner Nachbarschaft zu helfen“, sagt die 17-Jährige, die jetzt als Frisörin arbeitet. „Ich bin stolz auf das, was ich tue und was ich erreicht habe.“ Für viele junge Menschen aus Huê´ ist das ein ganz neues Gefühl.

Doch das Projekt versteht sich nicht nur als reines Ausbildungsprojekt für junge Menschen: „Die TUI Academy betrachtet die Familien der Programmteilnehmer als Ganzes, arbeitet mit allen Generationen“, sagt Thomas Ellerbeck. „Dieser integrierte Ansatz ist es, der das Programm so wirkungsvoll macht.“ Um sich vor Gewalt zu schützen, nehmen fast 2.000 Kinder und Jugendliche an altersgerechten Selbstbehauptungskursen teil, in den Wohngebieten sind sichere Spielplätze und Treffpunkte eingerichtet worden. Damit die Jugendlichen, die am Programm teilnehmen, nicht allein die finanzielle Last der Familie zu tragen haben, erhalten die Eltern Zugang zu Mikrokrediten, um eigenständig Kleinunternehmen zu gründen. Gezielt an Mütter richten sich 20 Selbsthilfe-Spargruppen, in denen die Frauen ökonomische Zusammenhänge lernen. Mit kleineren Beiträgen bilden die Teilnehmerinnen einen Fonds und beraten gemeinsam, welche Gründungsideen aus der Gruppe sie für unterstützenswert halten. Auf diese Weise erfahren die Frauen, was es heißt, zu investieren und zu vertrauen – zudem werden sie dazu motiviert, selbst kleine, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. So entsteht in Huê´ nach und nach eine ganz neue Szene kleinerer und lokaler Unternehmen – insbesondere im Umfeld des wachsenden Tourismussektors – und eine gesunde Wirtschaft, in der viele Menschen ihr Auskommen finden können.