12. Juli 2019

Durchboxen trainieren

Im einwöchigen Boxcamp des ROBINSON Club Cala Serena auf Mallorca trainieren Gäste mit Weltmeistern wie Susi Kentikian und Sven Ottke – im Interview verraten die Boxlegenden, wie der Sport ihr Leben veränderte und fit auch für das Leben außerhalb des Rings macht.

Was bedeutet Boxen für Sie?

Susi Kentikian: Es ist meine Leidenschaft, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und konnte davon viele Jahre leben.

Sven Ottke: Durch den Sport ging mein Leben in die richtige Richtung, ich bin froh, dass ich das Boxen kennengelernt habe.

Oft hört man den Begriff des „Durchboxens“ – mussten Sie sich auch schon in Ihrem Leben regelrecht durchboxen?

Kentikian: Ja, sehr häufig. Ich kam mit meinen Eltern aus Armenien nach Deutschland, als ich Vier war, wir hatten zunächst kein Bleiberecht. Als Mädchen wollte ich mich dann in der Männerdomäne Boxen beweisen. Ich sagte immer zu mir, ich bin zwar klein, aber oho, ich wollte es allen zeigen.

Ottke: Durchboxen muss sich ja Jeder irgendwo. Wenn ich was erreichen will, muss ich dranbleiben und darf nicht aufgeben.

Was sind die Besonderheiten des Boxtrainings?

Ottke: Es werden auch die Sinne trainiert, Reaktionen, Reflexe. Es sind viele Bestandteile, die dazu gehören und wichtig sind.

Kentikian: Beim Boxen wird alles trainiert, der ganze Körper ... Boxen ist wirklich alles, auch wenn man keine Wettkämpfe, sondern nur Training, macht. Die Ausdauer, die Fitness ... einfach alles, das ist das allerbeste, was es gibt.

Lernt man beim Training auch, sich durchzuboxen?

Ottke: Man bekommt durch das Training auf jeden Fall Selbstvertrauen, man fühlt sich wohler, die Kondition, die ganze Körpersprache, wird besser. Aber im Grunde gibt Dir jeder Sport Selbstvertrauen, besonders, wenn Du erfogreich bist.

Kentikian: Ich wollte schon ganz früh Profiboxerin und Weltmeisterin werden, dieses Ziel hatte ich mir gesetzt. Durch das Boxen weißt Du, Du bist stark, Du kannst Dich wehren, Du trittst ganz anders auf ... Boxtraining kann ich nur jedem empfehlen.

Was erwartet die Teilnehmer des Boxcamps bei Robinson?

Ottke: Ich bin schon mehr als 15 Jahre regelmäßig bei den Boxcamps, das nächste Mal im Juli. Für die Teilnehmer geht es darum, sich selber besser kennenzulernen, andere Menschen kennenzulernen, Spaß zu haben ... aber auch, sich ein bisschen zu quälen. Inwieweit der Einzelne dafür bereit ist, entscheidet er natürlich selbst. Teilweise trainieren wir dreimal am Tag, dann gehen wir morgens um 7:30 Uhr Laufen, um 10:30 Uhr ist Training und nachmittags ist nochmal Fitness, da müssen die Teilnehmer schon ranklotzen. Nach einer Woche sind sie definitiv durch.

Kentikian: Es ist ein richtiges Trainingscamp. Ich war bislang einmal dabei, es hat mir super gefallen und deshalb mache ich im August wieder mit. Wir machen viel Ausdauertraining und auch Technik – aber der Spaß steht an erster Stelle.


Info:

Susi Kentikian wurde 1987 in Armenien geboren und kam mit ihrer Familie als Flüchtling nach Deutschland. Mit zwölf Jahren entdeckte sie ihre Begeisterung für das Boxen, nachdem sie ihren Bruder einmal zum Training begleitet hatte. Mit bis zu 300 Schlägen pro Minute gilt sie als schnellste Boxerin der Welt. Viele Jahre in Folge war Kentikian Weltmeisterin im Fliegengewicht. Weitere Informationen: www.kentikian.com.

Ungeschlagen in 34 Profikämpfen und als amtierender Weltmeister im Supermittelgewicht beendete Sven Ottke 2004 seine Karriere. Zu den weiteren Erfolgen des 1967 in Berlin geborenen Boxers zählen unter anderem noch elf deutsche Meisterschaften und zwei EM-Titel als Amateur.