Hannover, 30. April 2019

„Die Kreuzfahrt ist Innovationstreiber”

Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises, weiß um die negativen Stimmen zum Thema Kreuzfahrt und stellt sich der Kritik in einem Faktencheck

Was ist von einer Überschrift wie „Kreuzfahrtschiffe verpesten die Häfen“ zu halten?

Wybcke Meier: Das ist nicht richtig. Zum Beispiel im Hamburger Hafen stammen nur drei Prozent der Stickstoffoxid-Emissionen von der Kreuzfahrt. Aktuell gibt es 320 Kreuzfahrtschiffe weltweit, aber 40.000 Handelsschiffe. Die Kreuzfahrt hat am Schiffsverkehr also einen Anteil von weniger als einem Prozent, daran ändern auch die laufenden Neubauten nicht viel. Und die Kreuzfahrt ist der Innovationstreiber, der Umwelttechnologien, wie zum Beispiel Scrubber und Katalysatoren zur Reinigung der Abgase einsetzt. Diese Anlagen waschen sozusagen die Abgase heraus und gehen weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.

 

Aber führt die Kreuzfahrt an Orten wie Venedig nicht zu „Overtourism“?

Meier: Nur acht Prozent der 28 Millionen jährlichen Besucher von Venedig kommen mit Kreuzfahrtschiffen. Wir von TUI Cruises laufen die Lagunenstadt auch gar nicht an, da wir der Meinung sind, dass unsere Schiffe zu groß sind. Natürlich gibt es für kleine Städte wie Dubrovnik Belastungen, wenn dort drei Schiffe gleichzeitig anlegen. Aber in unserer Routenplanung versuchen wir, solche Überschneidungen bei den Anläufen möglichst zu vermeiden. Die deutschen Kunden machen Kreuzfahrten, um viele schöne Orte, die Kultur und Geschichte kennenzulernen. Im Gegensatz zu anderen Tagestouristen sind unsere Anläufe bekannt und für die Städte planbar.

 

Auf den Schiffen herrscht viel Konsum, dabei entsteht viel Müll – was passiert damit?

Meier: Abfallmanagement auf Kreuzfahrtschiffen ist ein wichtiges und komplexes Thema. Von Beginn an haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt und von Anfang an durch die Einführung eines systematischen Abfallmanagements dafür gesorgt, dass die Abfallmenge gesenkt und die Abfalltrennung erhöht werden konnte. Auf allen Schiffen der Mein Schiff Flotte werden anfallende Abfälle sortiert, anschließend zerkleinert, gepresst oder verbrannt oder an Land zum Recycling bzw. zur fachgerechten Entsorgung gegeben. Die Abfallsortierung an Bord steht der an Land in nichts nach. So werden auf der Mein Schiff Flotte die Hauptkategorien Glas, Papier und Kartonagen, Plastik, Metalle und Aluminium, Essensreste und gefährliche Abfälle getrennt. Jede Abfallkategorie wird dann individuell verarbeitet und behandelt, um eine umweltfreundliche Entsorgung zu garantieren.

In den vergangenen Jahren haben wir darüber hinaus zwei wegweisende Projekte zum Thema Müllvermeidung auf den Weg gebracht und setzen damit in der Branche Maßstäbe. So haben wir 2017 ein Projekt zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen gestartet. In einem Pilotprojekt wurden auf der Mein Schiff 4 Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung erarbeitet. Im vergangenen Jahr wurden diese dann flottenweit umgesetzt und die Lebensmittelabfälle um 17 Prozent gesenkt. Im vergangenen Jahr haben wir ein weiteres Projekt gestartet, um den Müll zu reduzieren: Mit dem Programm WASTELESS sollen zukünftig – da wo es möglich ist – Plastikeinweg- und andere Einwegprodukte vermieden werden. Bis 2020 will TUI Cruises den Einsatz dieser Artikel möglichst umfassend verhindern.

 

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Kreuzfahrtgäste an Land nichts konsumieren ...

Meier: ... auch das ist nicht richtig. Es kommen schon beachtliche Ausgaben zusammen. Unsere Gäste buchen in der Regel drei bis vier Ausflüge und wollen wirklich Land und Leute kennenlernen. Pro Landgang und pro Passagier werden laut einer CLIA-Studie 48 Euro ausgegeben, rechnet man An- und Abreise sowie Übernachtungen hinzu, verdreifacht sich der Wert auf 156 Euro. Das ist mehr als mancher Tagesausflügler von Land aus, der sich nur die Cola oder das Sandwich kauft. Lokale Busunternehmen, Reiseleiter und Stadtführer, örtliche Künstler profitieren, ebenso wie Museen und Sehenswürdigkeiten während der Ausflüge.

 

Wybcke Meier ist seit Oktober 2014 Geschäftsführerin von TUI Cruises.