8. Januar 2019

Von wegen Symbol für Armut

Teil I: In Zusammenarbeit mit der TUI Care Foundation verbessert eine Niederländerin das Leben junger Marokkaner in Marrakesch – per Fahrrad.

Marrakesch ist der Inbegriff des orientalischen Flairs: Wie bei einer Fata Morgana schmiegen sich entlang der marokkanischen Millionen-Stadt saftig grüne Palmenhaine an die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges. Innerhalb der Stadtmauern finden Besucher den Trubel exotischer Märkte samt Schlangenbeschwörern und Feuerschluckern sowie Ruheoasen herrschaftlicher Paläste, Gärten und Innenhöfe. Doch die „Perle des Südens“, wie die rot schimmernde Stadt genannt wird, hat auch ihre Kehrseiten: insbesondere hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter jungen Leuten, und die Abgase eines zügellosen Verkehrs. Ein von der TUI Care Foundation unterstütztes Projekt, nimmt sich diesen Herausforderungen an – bereits mit beachtlichem Erfolg. Es bietet Arbeitsplätze, eröffnet neue Perspektiven und trägt zu einem Umdenken für ein umweltfreundliches Fortbewegen bei. Marrakesch könnte vielleicht schon in naher Zukunft zur ersten Fahrradmetropole Afrikas werden.

„Pikala“ nennt sich das Projekt. So heißen Fahrräder in der arabischen Umgangssprache Marokkos. Die junge Niederländerin Cantal Bakker hat die Initiative 2016 zusammen mit zwei Bekannten ins Leben gerufen. Typisch für eine Niederländerin ist das Fahrrad schon eine lebenslange Leidenschaft für Bakker. Natürlich fuhr sie während eines Marrakesch-Urlaubs mit einem Fahrrad durch die frühere Königsstadt – und stellte überrascht fest, wie exotisch sie damit auf viele Einheimische wirkte. „Kann ich das ausprobieren, kann ich das kaufen?“, wurde sie mehrmals gefragt. Fährräder gehören in Marokko nicht gerade zu den üblichen Fortbewegungsmitteln – sie sind eher ein Symbol für Armut. Warum ein unmotorisiertes Zweirad benutzen, wenn man sich ein Moped leisten kann? In Marrakesch sowie in anderen marokkanischen Städten bestimmen vor allem ungezählte Motorräder und -roller das Straßenbild, der CO2-Ausstoß und die Belastung für die Luftqualität durch den Verkehr sind hoch.

Cantal Bakker kam erst ins Grübeln und bald zu einer Idee. In ihrer niederländischen Heimat arbeitete sie bereits in einem Hilfsprojekt, in dem sie Einwanderern das Fahrradfahren beibrachte. Warum also nicht auch die Marokkaner für das Biken begeistern? Mit ihrer Idee ging die 26-Jährige regelrecht Klinkenputzen: bei Behörden, NGOs und in Schulen. „Anfangs hat wohl niemand gedacht, das könnte was werden“, lacht sie. Aber als 2016 die UN-Klimakonferenz COP22 in Marokko stattfand, erhielt ihre Fahrrad-Initiative einen gewaltigen Schub. Aus Anlass dieser Konferenz wurde aus der Idee ein eigenständiges Projekt. „Pikala“ stellte mitten in der Stadt einen alten Container auf und funktionierte ihn zu einer Fahrradwerkstatt um – lange Schlangen bildeten sich davor.


Lesen Sie Teil II zum „Pikala“-Projekt der TUI Care Foundation.