Hannover / Boppard, 26. Juni 2011

Ein X für einen Urlaub vormachen

Verbrauchertipp: Vor- und Nachteile von dynamischen Reisepaketen / Experten im Reisebüro helfen

Sie heißen XTUI, XNec oder XGTI: Dynamische Reiseveranstalter sind der letzte Schrei, mittlerweile ist laut GfK Travel Insights jede 20. Urlaubsreise, die deutsche Reisebüros vermitteln, dynamisch. Diese Reisen versprechen dem Kunden viele Vorteile: preisgünstigen Urlaub, eine große Auswahl an Flügen und Abflughäfen, außerdem sind sie viel früher buchbar als herkömmliche Pauschalreisen. Doch es gibt Fallstricke, auf die der Verbraucher achten sollte.

Oliver Dörschuck, Geschäftsbereichsleiter Mittel- und Fernstreckentouristik bei TUI Deutschland, Deutschlands größtem Reiseveranstalter, erklärt die Vor- und Nach-teile: „Wer die Zeit fürs Suchen und Vergleichen nicht scheut, kann sich heutzutage im Internet leicht einen Flug, ein Hotel und dazu vielleicht einen Bustransfer und eine Reiseversicherung buchen.“ Doch müsse man sich immer und überall selbst um alles kümmern. Das kann gravierend sein, wie im Fall der Flugausfälle wegen der Aschewolke, oder bei einer Flugplanänderung des Ferienfliegers, denn es kommt immer wieder vor, dass das gebuchte Hotel zu den neuen Terminen ausgebucht ist. „Deswegen buchen viele Kunden lieber bei einem Reiseveranstalter, der zum Beispiel bei einer Verschiebung des Fluges dafür Sorge tragen muss, dass die gesamte Reise wie gebucht stattfindet“, so Dörschuck.

Doch bis klassische Anbieter wie TUI ihre Kataloge fertig haben, sind Flüge schon monatelang buchbar, oft zu besonders günstigen Preisen. Da greift der Vorteil der X-Produktion: „Das System fügt einen solchen Flug mit einem Hotel zu einer Paket-reise zusammen“, so der TUI Manager, „wer sehr früh bucht, kann durchaus in den Genuss niedriger Preise kommen, manchmal klappt das auch bei kurzfristigen Buchungen“. Dann fügt der promovierte Ökonom ein großes Aber an: „Man sollte sich sicher sein, dass man zu dem gebuchten Termin reisen will, denn umbuchen oder stornieren ist teuer.“ Außerdem sei die Anzahlung höher, könne 40 Prozent des Reisepreises erreichen. Den Grund kennt jeder, der schon mal einen günstigen Flug gebucht hat: Der Ticketpreis ist sofort bei der Buchung fällig. Wer an einem anderen Tag reisen will, muss ein neues Ticket kaufen, lediglich die Steuern und Gebüh-ren werden von den Airlines erstattet. Dörschucks Tipp: X-Produkte vermeiden, wenn der Termin nicht 100prozentig feststeht.

Dynamisch produzierte Pakete sind also nicht immer günstiger als „normale“ Pauschalreisen; grundsätzlich schwanken bei X die Preise viel stärker. „Das ist den meisten Kunden bekannt – der Flugpreis kann sehr stark variieren, je nachdem, wann gebucht wird und wie stark die Auslastung auf dem gewünschten Flug ist“, so Dörschuck. Dennoch können dynamische Pakete für den Kunden trotz höherer Preise attraktiv sein, denn in der Regel gibt es eine größere Auswahl an Flügen und Abflughäfen als beim herkömmlichen Reiseveranstalter. Dörschuck: „Die Systeme können theoretisch fast alle am Markt verfügbaren Flüge mit allen verfügbaren Hotels zusammenfügen.“ In der Praxis beschränken sich die Systeme meist auf den am gewünschten Reisetag jeweils günstigsten Flug.

Insgesamt bieten die Systeme der X-Veranstalter weit mehr als 100 Fluggesellschaften an. Heute kann praktisch jeder, der mit einem Computer umgehen kann, einen Reiseveranstalter gründen, indem er Flug- und Hoteldatenbanken via Internet verbindet. Laut Dörschuck gibt es aber deutliche Unterschiede in Sachen Qualität und Leistung. „Wer etwa in Bremen wohnt und an einem bestimmten Tag fliegen muss, muss oftmals nach Hamburg fahren“, weiß er. Bei XTUI ist der Zug-zum-Flug 2. Klasse inklusive, bei vielen anderen nicht. Bei XTUI seien außerdem nur Hotels buchbar, die den hohen Ansprüchen des Marktführers und ihrer Kunden genügen. Achten sollten Kunden auch auf eingeschlossene Leistungen. „Oftmals enthält das Paket lediglich Flug und Hotel. Bei XTUI wie auch bei XFLY, ebenfalls aus dem Hause TUI, gehört noch viel mehr dazu: etwa Transfer, Reiseleitung, Betreuung im Krisenfall, außerdem das gute Gefühl, dass TUI ein professionelles Nachhaltigkeitsmanagement hat.“

Dass Verbraucher von den unterschiedlichen Regeln und Produkten verwirrt sind, kann Oliver Dörschuck nachvollziehen. X-Veranstalter können auch nur einfache Reisen bieten, keine komplexen Pakete. Wer zum Beispiel zwei Hotels kombinieren oder verschiedene Start- und Zielflughäfen möchte (einen so genannten Gabelflug), landet wieder beim herkömmlichen Pauschalveranstalter.

Dennoch: Unterm Strich, davon ist der TUI Geschäftsbereichsleiter überzeugt, über-wiegen für viele Verbraucher die Vorteile: „Das Angebot ist deutlich breiter und durchaus zu gewissen Terminen günstiger; auch kurzfristig. Man erhält ein Stan-dardprodukt ohne Extraleistungen und sollte sicher sein, am gebuchten Termin reisen zu wollen“, fasst er zusammen.

Oliver Dörschuck hat noch einen heißen Tipp für diejenigen, die sich bei der Buchung nicht sicher fühlen: „Achten sie bei der Internetbuchung genau darauf, welchen Veranstalter sie buchen - oder gehen sie in ein Reisebüro. Die Experten kennen den Unterschied genau und machen ihnen kein X für Urlaub vor.“

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